Motoryacht mieten – und mit Herbstwind über die Oberseen
4 Tage: Marina Eldenburg – Kölpinsee – Fleesensee – Malchower See – Petersdorfer See – Plauer See (und retour) – Waren (Müritz) – Marina Eldenburg
Am Saisonende nochmal eine Motoryacht mieten und damit raus auf die Seenplatte. Den Wind und die Weite spüren – das ist unser Ziel für die nächsten vier Tage. Die Bootswahl fällt auf die „Pura Vida 2“ von Yachtcharter Schulz, eine Charteryacht Babro 1500 Pool. Um die fast 15 Meter lange Motoryacht zu mieten, ist der Sportbootsführerschein Binnen erforderlich. Das Schiff bietet Platz für 14 Personen in sechs Kabinen und verfügt über vier Bäder und drei Duschen. Damit ist die „Pura Vida 2“ eine mächtige Erscheinung auf den Gewässern der Seenplatte. Und eigentlich viel zu groß für unsere kleine Bootscrew.
Großer Pluspunkt im Sommer: An Deck gibt es einen Pool. Großer Pluspunkt in der Vor- und Nachsaison: Die herrlich wärmende Dieselfußbodenheizung. Denn nachts wird es jetzt im Herbst schon empfindlich frisch. Das Schiff liegt stabil in seinem Element und sollte es einmal eng auf dem Wasser werden, unterstützen Bug- und Heckstrahlruder bei der Navigation. Die Marina Eldenburg ist unser Heimathafen und der Stammsitz von Yachtcharter Schulz. Die moderne Anlage verfügt über eine perfekte Infrastruktur samt Restaurant, Brötchenservice und Ferienhäuser. Gleich nebenan betreiben die Müritzfischer einen Fischereihof mit Imbiss.
Ankommen und Einchecken an Bord der gemieteten Motoryacht
Frank ist unser Kapitän für die Tage auf dem Wasser und lässt sich das Schiff ausführlich erklären. Ich besorge derweil den Proviant im großen Supermarkt im nahegelegenen Waren (Müritz). Gar nicht so einfach, alle Geschmäcker unter einen Hut zu bekommen: Zwei Väter und drei Kinder gehen auf den Bootstörn, da landet mehr Süßes als Gesundes im Einkaufswagen. Zurück in der Marina erfolgt noch die Anprobe der Rettungswesten im Hafenmeisterverschlag. Dann geht es los an Bord. Unser Bootseinweiser verabschiedet sich stilecht mit Mecklenburger Humor: „Denkt daran, man kann in jedem Mecklenburger See stehn, nur man schaut nicht bei jedem oben raus.“
Es ist Ende Oktober und die Schatten werden schon am frühen Nachmittag länger. Also bleiben wir über Nacht in der Marina Eldenburg. Jetzt, eine Woche vor Saisonende, schippern nur noch wenige Boote raus. Der Hafen ist also schön ruhig und gut belegt mit Schiffen ohne Besatzung. Unter Deck ist es angenehm warm, wir plaudern, lachen und fallen zufrieden in unsere Kojen.
(Vorerst) zu windig für die Müritz
Der Tag beginnt mit leichtem Nieselregen, für die nächsten Tage ist zudem ein Sturmtief angesagt. Das bedeutet, die eigentlich geplante Route rund um die Müritz ist mit Kindern an Bord nicht sinnvoll. Auch wenn die Müritz ein See ist, so doch ein großer, der gern bei Wind kurze Wellen schlägt, die ein Schiff ordentlich durchschaukeln lassen. Also Plan B: Die Fahrt nach Plau am See über die Oberseen ganz ohne Schleusen, nur mit der Drehbrücke in Malchow. Mittagsstopp vor den pittoresken Bootshäusern auf dem Petersdorfer See. Bei Bootscharter Malow im Lenzer Hafen – auch hier kann man eine Motoryacht mieten – legen wir eine kurze Zwischenstation ein. Die Kinder benötigen Bewegung und die große Wiese am Strand in Lenz ist der ideale Ort dafür. Im Sommer zudem eine perfekte Badestelle dank des flachen Strandes, malerische Sonnenuntergänge inklusive. Zurück an Bord kommen die großen Kinder auf dem Plauer See mit ans Ruder. Kapitän Frank hat die Aufsicht und eine Hand am Steuer. Schließlich müssen selbstständige Rudergänger mindestens 16 Jahre alt sein. Klappt so aber alles wunderbar. Schon taucht der Plauer Leuchtturm auf.
Wir entscheiden uns für einen Panoramaliegeplatz direkt an der Uferpromenade. Trotz Nebensaison ist diese gut besucht, aber ein Platz für uns ist noch frei. Alternative Plätze finden sich an der Promenade zwischen Hubbrücke und Schleuse sowie im Wasserwanderrastplatz auf der anderen Uferseite der Elde und am Leuchtturm.
Unterwegs in Plau am See
Nach der langen Fahrt über die Oberseen brauchen wir Bewegung. Ein Abendspaziergang durch Plau ist genau das richtige. Und so schlendern wir entlang der Promenade bis zur großen Straßenbrücke und biegen nach rechts ein in Richtung Plauer Burgturm/Haus des Gastes. Auf dem neugestalteten Areal befindet sich neben dem Turm auch das Burgmuseum, das sowohl die Heimatgeschichte als auch eine Ausstellung zu Handwerk und Industrie des 19. Jahrhunderts beherbergt. Besonderes Augenmerkt genießt dabei Dr. Ernst Alban. Dieser entwickelte bahnbrechende Verfahren für Hochdruckdampfmaschinen und war ab 1840 mit eigener Maschinenbaufabrik in Plau am See ansässig. Auch lief hier 1845 der erste Personendampfer der Seenplatte mit Namen „Alban“ vom Stapel. Toll für Kinder: der Spielplatz am Fuße der Burg.
Abends lesen wir uns noch etwas in die Geschichte von Plau am See ein. Erfahren von der Schleifung der Burganlage 1660, der Verpfändung Plaus an die Preußen in den Jahren 1735 bis 1787, vom großen Stadtbrand von 1756, bei dem 244 Häuser in Flammen aufgingen und hinterher als niedersächsische Hallenhäuser wieder aufgebaut wurden. Heute kaum erkennbar, denn ab 1880 wurden viele Fassaden verblendet. Besonders eindrucksvoll ist die Geschichte des Plauer Rathauses, das 1985 komplett niederbrannte und nur aufgrund des Engagements der Plauer Bürger und entgegen dem ersten Votum der damaligen Bezirksregierung wiederaufgebaut wurde. Damit bestätigt sich das Bild einer intakten Stadtgemeinschaft, das wir beim Rundgang durch die Altstadt wahrnehmen. Kaum Leerstand, kleine Läden, eine wirklich schöne Kleinstadt. Erschöpft sinken wir abends in unsere Kojen.
Kurs nehmen auf Waren (Müritz)
Endlich Sonne! Mit einem Lächeln im Gesicht starten wir zum Brötchenholen. Wieder geht es entlang der Promenade, diesmal bis zur Hubbrücke. Das technische Denkmal von 1916 wird nach Anforderung der Schifffahrt vom Schleusenpersonal geöffnet und hat eine Hubhöhe von 1,86 Meter. An der Brücke, die mit etlichen Liebesschlössern dekoriert ist, biegen wir in die Große Burgstraße ein und dann gleich wieder rechts in die Marktstraße. Die Bäckerei Behrens bietet ein reichhaltiges Angebot an Brötchen und wir kehren mit vollem Beutel zurück zum Boot.
Nach einem schmackhaften Frühstück erklimmen wir noch den 13,50 Meter hohen Leuchtturm am Molenkopf zum Plauer See und genießen die Aussicht. Wieder zurück an Bord startet die Maschine und wir schippern zurück in Richtung Drehbrücke Malchow. Nach einem Blick auf die Wetter-App „Windfinder“ haben wir es eilig. Der Sturm rückt näher und Windstärke 8 und mehr ist angesagt. Da ist es besser, im Hafen zu liegen, zumal Sturmfahrten versicherungstechnisch heikel werden. Links und rechts des Weges lassen wir also jede Menge Landgangoptionen liegen. Nichts mit einem Rundgang durch Inselstadt Malchow mit ihrem Kloster, einem Abstecher in den Jabelschen See zu den Wisenten oder einem Zwischenstopp bei der Fischerei Wendorf und einem Besuch im sehenswerten Agroneum in Alt Schwerin. Nicht mal Wellness oder ein Essensstopp im Land Fleesensee ist mehr drin. Stattdessen gehen unsere Blicke auf die Uhr und wir stellen uns die Frage: „Schaffen wir die nächste Öffnung der Drehbrücke in Malchow um 12 Uhr?“
Mit Rückenwind über die Oberseen
Der Wind kommt von Achtern und trägt uns über die Seen. Wir erreichen pünktlich die engste Stelle zwischen Plauer See und Müritz. Die Reihenfolge des Passierens ist klar geregelt: Erst kommt der Gegenverkehr aus Richtung Müritz, dann dürfen wir passieren. Zu Ehren der Brücke findet am 1. Oktober 2022 das 5. Brückenfest rund um das 2012 runderneuerte Bauwerk statt.
Fleesensee und Malchower See zeigen schon erste Ausläufer des Herbststurms. Das Boot ist ganz in seinem Element und gleitet sicher durch die Wellen. Für die Kinder ein großer Spaß – auch wenn Rettungswesten nun nicht nur Deko sind. Unsere Persenning fängt manchen Windhauch ein, sodass wir mitten auf dem See mit dem Abbau starten. Kein einfaches Unterfangen und wir ärgern uns, uns nicht schon im Hafen Zeit dafür genommen zu haben. Alles geht gut.
Ankommen im sicheren Hafen
Vorbei führt die Fahrt an unserem Heimathafen Eldenburg und dem neuesten Warener Hafen, dem Maremüritz Yachthafen Resort und Spa. Als letztes Schiff an diesem Nachmittag laufen wir in den Stadthafen von Waren (Müritz) ein. Vorab hatten wir bei Hafenmeister Ahlrep einen windgeschützten Liegeplatz für die Nacht angefragt. Jetzt in der Nebensaison sind nur noch wenige Schiffe unterwegs und er weist uns einen Platz zu, verbunden mit dem Hinweis, dass, je nach Wetterlage, aus der einen Nacht auch zwei werden könnten.
Sicher und doppelt vertäut erwarten wir im Hafen die angekündigten Böen. Hier unter Land spürt man noch nicht viel und der Abendspaziergang steht noch aus. Also machen wir uns auf den Weg. Längs der Müritz zur sogenannten Steinmole führt der Weg. Unser Ziel ist der dort liegende Räucherkahn. Das Abendbrot ist somit gesichert. Die volle Wucht des Windes bekommen wir etwas weiter entlang der Promenade an der Kietzbrücke zu spüren. Der Wind pfeift durch die Jacken, während ein mutiger Wingfoil-Surfer sich auf seine Kufen heben lässt und rasante Runden über die Binnenmüritz dreht. Jedes Wetter hat seine Sportart.
Zurück an Bord wärmt uns die Fußbodenheizung wieder auf. Die Kinder widmen sich dem ausführlichen Bordbuch. Alles drin in dieser schön gestalteten Broschüre, von Schifffahrtszeichen über Schallsignale bis zur Knotenübersicht. Da gibt es eine Menge zu lernen und sich gegenseitig abzufragen. Denn wer eine solche Motoryacht mieten möchte, braucht auch einiges an theoretischem und praktischem Wissen.
Zum Schluss: Ab in den Pool!
Der nächste Morgen startet stürmisch. Regen prasselt gegen die Panoramascheibe. Trotzdem müssen Brötchen auf den Küchentisch. Gut, dass der nächste Bäcker direkt in der Marktstraße ansässig ist. Unsere heutige Planung hängt vom Wind ab. Also prüfen wir die Vorhersage. Erst zum Nachmittag ist mit einer Wetterberuhigung zu rechnen. Zur Marina Eldenburg ist es nur ein kurzer Schlag über die Binnenmüritz. Wir fassen also einen Nachmittagstörn ins Auge. Vorab steht das Müritzeum auf dem Programm. Das Naturerlebniszentrum im Zentrum von Waren (Müritz) beeindruckt mit seinen Aquarien und vermittelt spielerisch die Besonderheiten des Müritz-Nationalparks. Hier können unsere kleinen Kapitäne selbst das Steuer von Spielzeugbooten übernehmen, im virtuellen Fesselballon über die Müritz schweben und Tiere im Unterholz entdecken. Zwei lehr- und erlebnisreiche Stunden später sind wir auf dem Weg zurück zum Boot.
Am Nachmittag gönnt der Wind sich eine kurze Pause. Unsere Chance. Zügig navigieren wir zurück zur Eldenburg. Am Außensteg liegt schon die „Pura Vida 1“, also legen wir direkt dahinter an. Kaum haben wir festgemacht, frischt der Wind wieder auf und wir mummeln uns unter Deck ein.
Am nächsten Morgen steht vor der Abgabe noch das Einlösen eines Versprechens an. Baden an Deck haben sich die Kinder gewünscht. Es wird ein tolles Erlebnis für die ganze Crew: An Deck des Bootes mitten im Mecklenburger Herbst die Füße im warmen Wasser baumeln zu lassen. Kräftig durchgepustet und mit neuer Energie starten wir wenig später die Rückreise nach Hause. Unser aller Fazit: Es muss nicht immer Sommer sein. Eine Motoryacht mieten im Herbst – auch das ist ein echtes Erlebnis.
Einen kompletten Rundgang über die „Pura Vida II“ gibt es auf unserem YouTube-Kanal „Der Hausboot-Profi“.
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Großer Pluspunkt im Sommer: An Deck gibt es einen Pool. Großer Pluspunkt in der Vor- und Nachsaison: Die herrlich wärmende Dieselfußbodenheizung. Denn nachts wird es jetzt im Herbst schon empfindlich frisch. Das Schiff liegt stabil in seinem Element und sollte es einmal eng auf dem Wasser werden, unterstützen Bug- und Heckstrahlruder bei der Navigation. Die Marina Eldenburg ist unser Heimathafen und der Stammsitz von Yachtcharter Schulz. Die moderne Anlage verfügt über eine perfekte Infrastruktur samt Restaurant, Brötchenservice und Ferienhäuser. Gleich nebenan betreiben die Müritzfischer einen Fischereihof mit Imbiss.
Ankommen und Einchecken an Bord der gemieteten Motoryacht
Frank ist unser Kapitän für die Tage auf dem Wasser und lässt sich das Schiff ausführlich erklären. Ich besorge derweil den Proviant im großen Supermarkt im nahegelegenen Waren (Müritz). Gar nicht so einfach, alle Geschmäcker unter einen Hut zu bekommen: Zwei Väter und drei Kinder gehen auf den Bootstörn, da landet mehr Süßes als Gesundes im Einkaufswagen. Zurück in der Marina erfolgt noch die Anprobe der Rettungswesten im Hafenmeisterverschlag. Dann geht es los an Bord. Unser Bootseinweiser verabschiedet sich stilecht mit Mecklenburger Humor: „Denkt daran, man kann in jedem Mecklenburger See stehn, nur man schaut nicht bei jedem oben raus.“
Es ist Ende Oktober und die Schatten werden schon am frühen Nachmittag länger. Also bleiben wir über Nacht in der Marina Eldenburg. Jetzt, eine Woche vor Saisonende, schippern nur noch wenige Boote raus. Der Hafen ist also schön ruhig und gut belegt mit Schiffen ohne Besatzung. Unter Deck ist es angenehm warm, wir plaudern, lachen und fallen zufrieden in unsere Kojen.
(Vorerst) zu windig für die Müritz
Der Tag beginnt mit leichtem Nieselregen, für die nächsten Tage ist zudem ein Sturmtief angesagt. Das bedeutet, die eigentlich geplante Route rund um die Müritz ist mit Kindern an Bord nicht sinnvoll. Auch wenn die Müritz ein See ist, so doch ein großer, der gern bei Wind kurze Wellen schlägt, die ein Schiff ordentlich durchschaukeln lassen. Also Plan B: Die Fahrt nach Plau am See über die Oberseen ganz ohne Schleusen, nur mit der Drehbrücke in Malchow. Mittagsstopp vor den pittoresken Bootshäusern auf dem Petersdorfer See. Bei Bootscharter Malow im Lenzer Hafen – auch hier kann man eine Motoryacht mieten – legen wir eine kurze Zwischenstation ein. Die Kinder benötigen Bewegung und die große Wiese am Strand in Lenz ist der ideale Ort dafür. Im Sommer zudem eine perfekte Badestelle dank des flachen Strandes, malerische Sonnenuntergänge inklusive. Zurück an Bord kommen die großen Kinder auf dem Plauer See mit ans Ruder. Kapitän Frank hat die Aufsicht und eine Hand am Steuer. Schließlich müssen selbstständige Rudergänger mindestens 16 Jahre alt sein. Klappt so aber alles wunderbar. Schon taucht der Plauer Leuchtturm auf.
Wir entscheiden uns für einen Panoramaliegeplatz direkt an der Uferpromenade. Trotz Nebensaison ist diese gut besucht, aber ein Platz für uns ist noch frei. Alternative Plätze finden sich an der Promenade zwischen Hubbrücke und Schleuse sowie im Wasserwanderrastplatz auf der anderen Uferseite der Elde und am Leuchtturm.
Unterwegs in Plau am See
Nach der langen Fahrt über die Oberseen brauchen wir Bewegung. Ein Abendspaziergang durch Plau ist genau das richtige. Und so schlendern wir entlang der Promenade bis zur großen Straßenbrücke und biegen nach rechts ein in Richtung Plauer Burgturm/Haus des Gastes. Auf dem neugestalteten Areal befindet sich neben dem Turm auch das Burgmuseum, das sowohl die Heimatgeschichte als auch eine Ausstellung zu Handwerk und Industrie des 19. Jahrhunderts beherbergt. Besonderes Augenmerkt genießt dabei Dr. Ernst Alban. Dieser entwickelte bahnbrechende Verfahren für Hochdruckdampfmaschinen und war ab 1840 mit eigener Maschinenbaufabrik in Plau am See ansässig. Auch lief hier 1845 der erste Personendampfer der Seenplatte mit Namen „Alban“ vom Stapel. Toll für Kinder: der Spielplatz am Fuße der Burg.
Abends lesen wir uns noch etwas in die Geschichte von Plau am See ein. Erfahren von der Schleifung der Burganlage 1660, der Verpfändung Plaus an die Preußen in den Jahren 1735 bis 1787, vom großen Stadtbrand von 1756, bei dem 244 Häuser in Flammen aufgingen und hinterher als niedersächsische Hallenhäuser wieder aufgebaut wurden. Heute kaum erkennbar, denn ab 1880 wurden viele Fassaden verblendet. Besonders eindrucksvoll ist die Geschichte des Plauer Rathauses, das 1985 komplett niederbrannte und nur aufgrund des Engagements der Plauer Bürger und entgegen dem ersten Votum der damaligen Bezirksregierung wiederaufgebaut wurde. Damit bestätigt sich das Bild einer intakten Stadtgemeinschaft, das wir beim Rundgang durch die Altstadt wahrnehmen. Kaum Leerstand, kleine Läden, eine wirklich schöne Kleinstadt. Erschöpft sinken wir abends in unsere Kojen.
Kurs nehmen auf Waren (Müritz)
Endlich Sonne! Mit einem Lächeln im Gesicht starten wir zum Brötchenholen. Wieder geht es entlang der Promenade, diesmal bis zur Hubbrücke. Das technische Denkmal von 1916 wird nach Anforderung der Schifffahrt vom Schleusenpersonal geöffnet und hat eine Hubhöhe von 1,86 Meter. An der Brücke, die mit etlichen Liebesschlössern dekoriert ist, biegen wir in die Große Burgstraße ein und dann gleich wieder rechts in die Marktstraße. Die Bäckerei Behrens bietet ein reichhaltiges Angebot an Brötchen und wir kehren mit vollem Beutel zurück zum Boot.
Nach einem schmackhaften Frühstück erklimmen wir noch den 13,50 Meter hohen Leuchtturm am Molenkopf zum Plauer See und genießen die Aussicht. Wieder zurück an Bord startet die Maschine und wir schippern zurück in Richtung Drehbrücke Malchow. Nach einem Blick auf die Wetter-App „Windfinder“ haben wir es eilig. Der Sturm rückt näher und Windstärke 8 und mehr ist angesagt. Da ist es besser, im Hafen zu liegen, zumal Sturmfahrten versicherungstechnisch heikel werden. Links und rechts des Weges lassen wir also jede Menge Landgangoptionen liegen. Nichts mit einem Rundgang durch Inselstadt Malchow mit ihrem Kloster, einem Abstecher in den Jabelschen See zu den Wisenten oder einem Zwischenstopp bei der Fischerei Wendorf und einem Besuch im sehenswerten Agroneum in Alt Schwerin. Nicht mal Wellness oder ein Essensstopp im Land Fleesensee ist mehr drin. Stattdessen gehen unsere Blicke auf die Uhr und wir stellen uns die Frage: „Schaffen wir die nächste Öffnung der Drehbrücke in Malchow um 12 Uhr?“
Mit Rückenwind über die Oberseen
Der Wind kommt von Achtern und trägt uns über die Seen. Wir erreichen pünktlich die engste Stelle zwischen Plauer See und Müritz. Die Reihenfolge des Passierens ist klar geregelt: Erst kommt der Gegenverkehr aus Richtung Müritz, dann dürfen wir passieren. Zu Ehren der Brücke findet am 1. Oktober 2022 das 5. Brückenfest rund um das 2012 runderneuerte Bauwerk statt.
Fleesensee und Malchower See zeigen schon erste Ausläufer des Herbststurms. Das Boot ist ganz in seinem Element und gleitet sicher durch die Wellen. Für die Kinder ein großer Spaß – auch wenn Rettungswesten nun nicht nur Deko sind. Unsere Persenning fängt manchen Windhauch ein, sodass wir mitten auf dem See mit dem Abbau starten. Kein einfaches Unterfangen und wir ärgern uns, uns nicht schon im Hafen Zeit dafür genommen zu haben. Alles geht gut.
Ankommen im sicheren Hafen
Vorbei führt die Fahrt an unserem Heimathafen Eldenburg und dem neuesten Warener Hafen, dem Maremüritz Yachthafen Resort und Spa. Als letztes Schiff an diesem Nachmittag laufen wir in den Stadthafen von Waren (Müritz) ein. Vorab hatten wir bei Hafenmeister Ahlrep einen windgeschützten Liegeplatz für die Nacht angefragt. Jetzt in der Nebensaison sind nur noch wenige Schiffe unterwegs und er weist uns einen Platz zu, verbunden mit dem Hinweis, dass, je nach Wetterlage, aus der einen Nacht auch zwei werden könnten.
Sicher und doppelt vertäut erwarten wir im Hafen die angekündigten Böen. Hier unter Land spürt man noch nicht viel und der Abendspaziergang steht noch aus. Also machen wir uns auf den Weg. Längs der Müritz zur sogenannten Steinmole führt der Weg. Unser Ziel ist der dort liegende Räucherkahn. Das Abendbrot ist somit gesichert. Die volle Wucht des Windes bekommen wir etwas weiter entlang der Promenade an der Kietzbrücke zu spüren. Der Wind pfeift durch die Jacken, während ein mutiger Wingfoil-Surfer sich auf seine Kufen heben lässt und rasante Runden über die Binnenmüritz dreht. Jedes Wetter hat seine Sportart.
Zurück an Bord wärmt uns die Fußbodenheizung wieder auf. Die Kinder widmen sich dem ausführlichen Bordbuch. Alles drin in dieser schön gestalteten Broschüre, von Schifffahrtszeichen über Schallsignale bis zur Knotenübersicht. Da gibt es eine Menge zu lernen und sich gegenseitig abzufragen. Denn wer eine solche Motoryacht mieten möchte, braucht auch einiges an theoretischem und praktischem Wissen.
Zum Schluss: Ab in den Pool!
Der nächste Morgen startet stürmisch. Regen prasselt gegen die Panoramascheibe. Trotzdem müssen Brötchen auf den Küchentisch. Gut, dass der nächste Bäcker direkt in der Marktstraße ansässig ist. Unsere heutige Planung hängt vom Wind ab. Also prüfen wir die Vorhersage. Erst zum Nachmittag ist mit einer Wetterberuhigung zu rechnen. Zur Marina Eldenburg ist es nur ein kurzer Schlag über die Binnenmüritz. Wir fassen also einen Nachmittagstörn ins Auge. Vorab steht das Müritzeum auf dem Programm. Das Naturerlebniszentrum im Zentrum von Waren (Müritz) beeindruckt mit seinen Aquarien und vermittelt spielerisch die Besonderheiten des Müritz-Nationalparks. Hier können unsere kleinen Kapitäne selbst das Steuer von Spielzeugbooten übernehmen, im virtuellen Fesselballon über die Müritz schweben und Tiere im Unterholz entdecken. Zwei lehr- und erlebnisreiche Stunden später sind wir auf dem Weg zurück zum Boot.
Am Nachmittag gönnt der Wind sich eine kurze Pause. Unsere Chance. Zügig navigieren wir zurück zur Eldenburg. Am Außensteg liegt schon die „Pura Vida 1“, also legen wir direkt dahinter an. Kaum haben wir festgemacht, frischt der Wind wieder auf und wir mummeln uns unter Deck ein.
Am nächsten Morgen steht vor der Abgabe noch das Einlösen eines Versprechens an. Baden an Deck haben sich die Kinder gewünscht. Es wird ein tolles Erlebnis für die ganze Crew: An Deck des Bootes mitten im Mecklenburger Herbst die Füße im warmen Wasser baumeln zu lassen. Kräftig durchgepustet und mit neuer Energie starten wir wenig später die Rückreise nach Hause. Unser aller Fazit: Es muss nicht immer Sommer sein. Eine Motoryacht mieten im Herbst – auch das ist ein echtes Erlebnis.
Einen kompletten Rundgang über die „Pura Vida II“ gibt es auf unserem YouTube-Kanal „Der Hausboot-Profi“.
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